Beispiele und Hinweise zur Suche in altmärkischen Kirchenbüchern.


Das der Name Schultze in allen meinen altmärkischen Auswertungen zu etwa 10 % vorkommt, läßt sich vielleicht mit der durchschnittlichen Anzahl der Bewohner eines Dorfes erklären. 1 Dorfschulze und etwa 9 Ackerleute sind in den meisten Dörfern in den verschiedenen Steuer-Quellen zu finden. In manchen Orten sind die Schultze sogar noch häufiger vertreten. Manchmal finden sich sogar ganze „Nester“, natürlich auch andere Namen, die dann aber wiederum einigen Generationen später von anderen abgelöst werden. Zur Unterscheidung verwendeten die Pastoren „alias“-Namen oder auch Zusätze wie Sen., Jun. oder ähnliche. Aus Schultze wurde Nieschultze bzw. umgekehrt am nächsten Ort. Im nachfolgenden Beispiel wurde zur Unterscheidung der Stand Schulze und zum anderen der Nachname des Stiefvaters bzw. Interimswirt des Hofes REISENER gewählt.

 

Zuordnungsfehler

Mein 1. Beispiel zeigt eine falsche Zuordnung meiner Vorfahrin Ilsabe Elisabeth Schultze aus Cheinitz die 1768 in Jeeben Jacob Fahrholz heiratet und am 6.7.1819 dort im Alter von 72 Jahren verstirbt. Schaut man nun im KB Cheinitz, so findet sich im Register eine am 1.4.1747 geborene Ilse Elisabeth mit Vater Erdmann Schultze alias REISENER. Zudem aber auch eine Elisabeth *5.1745 mit dem Vater Erdmann Schultze der Schulze, die bei näherer Betrachtung des Taufeintrags sich auch als Ilsabe Elisabeth herausstellt. „Ilsabe“ scheint aber später, etwas leicht nach oben abgesetzt, hinzugefügt zu sein. Vermutlich stand der Pastor in Jeeben vor dem gleichen Problem wie ich heute, bzw. auf Nachfrage 1819 beim Pastor in Zethlingen nach dem Geburtsschein, suchte dieser den leichter identifizierbaren Eintrag heraus und so wurde das Alter mit 72 Jahren angegeben.
Die weitere Recherche nach den gleichnamigen Vätern erwies sich als genauso schwierig, zumal auch deren Väter die gleichen Vornamen hatten. Wie sich später herausstellte waren die beiden Ehefrauen des Erdmann S. alias REISENER zudem Nichten der Mutter des Schulzen Erdmann S.
Umso schwieriger wurde die Recherche bei den glücklicherweise im KB Cheinitz enthaltenen Taufpaten dieser Familien. Die gegenseitigen Patenschaften in Jeeben und Cheinitz ergaben nur einen Sinn bei der 1745 geborenen Ilse Elisabeth. Die Suche nach dem Sterbeeintrag der anderen erbrachte das diese 2 Ehemänner mit Namen Plönnigs hatte und am 24.10.1798 in Cheinitz im Alter von „an die 52“ Jahren verstarb.

 

Nachnamenänderung in Sterbeeinträgen(kursiv die richtige Zuordnung)

“Am Sontage vor Michaelis ist Karsten Claus Wittwe Barbara Bies berichtet und nach Michaelis beerdiget von 57 Jahren” Ihr Vater heißt Tobias Wernecke, also wurde des Vaters Vorname abgewandelt im Sterbeeintrag verwendet.

 

“Dorothea Massin, Cärsten Müller Frau ihres Alters 68 Jahr weniger 3 Wochen” Ihre Eltern Hinrich Bromann und Margaretha Massin, also ehelich geboren und doch den Namen der Mutter genommen.

 

“Margaretha Dorothea Neuschultzen rel. Fuhrmannen im 67. Jahr ihres Alters” Ihre Eltern Joachim Gerhard und Anna Magdalena Neuschultze, auch hier wie zuvor. 

 

"3.10.1785 Der Altsitzer Matthias Jäger 63 J 10 M"
"28.12.1799 Anna Margaretha Jäger geb. Schultze  76 J 4 M 6 T"
Zu diesen beiden Einträgen fand sich ebenso wenig eine Heirat wie zu meinen Vorfahren Jürgen Albrecht Jäger und Anna Margaretha Krümmel, die aber dennoch zwischen 1749 und 1759 4 Kinder taufen lassen. Über die Pateneinträge kommt man aber letztlich unweigerlich auf deren Eltern zurück.
Jürgen Albrecht Jäger *11.1721 Eltern Matthias Jäger und Anna Schultze
Anna Margaretha Krümmel *22.8.1723 Eltern Joachim Krümmel und Catharina Schultze

Also zum einen des Vaters Vorname und zum anderen der Mutter Nachname.

 

"Christoph Winkelmanns Frau Margaretha Elisabeth Sültemann den 5.4.1711"

Ihre Eltern Achatz Bunese und Catharina Meyer, Stiefvater Hans Sültmann.

 

"2.2.1827 Die Witwe des 1820 verst. Altsitzer Joachim Laudahl, Anna Margaretha geb. Schultze, alt 70 J 3 M 17 T"
Richtig ist *15.10.1756 Anna Margaretha Bierstedt, Eltern: Jochen Bierstedt und Ilse Sophie Brackenhöft.
Ihre Stiefmutter war eine geborene Schultze. Da im Taufeintrag der Name der Mutter fehlte, vielleicht den Namen der zuletzt verstorbenen Altsitzerin des Hofes genommen. Also ein schlichter Zuordnungsfehler, wenn man nicht eine 2. Heirat mit einkalkuliert.

 

"Anna Margaretha Friederike Wendt, Hans Heinrich Heidschwager Frau im 58 Jahr"

Ihre Eltern der Kuhhirte Heinrich Böse und Anna Magdalena Wendt.

 

Gerade der vorherige Fall war schwierig aufzulösen, da wie in vielen Fällen der Name der Mutter nicht in den Taufeinträgen erscheint. Einige dieser Fälle habe ich noch und dazu noch etliche wo ich diese Muster vermute aber wegen fehlender Angaben nicht belegen kann. Das man dann vielleicht in die Irre geführt werden kann, z.B. durch eine Lücke im KB, läßt sich leicht erahnen.

 

Altersberechnung

Wie sehr oft zu lesen ist, wird die Altersberechnung der Pastoren ihrem weinseligen Gemütszustand zugeschrieben. Ich gebe ja zu das es fehlerhafte Berechnungen gibt, auch mit teils bis zu 12 Jahren Unterschied wie in meinen speziellen Fall. Gut ist es dann aber wenn man das auch belegen kann, denn meine Vorfahrin war bei ihrer letzten Kindsgeburt 44 Jahre nach ihrem Taufeintrag und nicht 56 Jahre wie sich aus ihrem Sterbeeintrag errechnen ließ. Mithin also unter der von mir gesetzten Altersgrenze von 46 Jahren bei einer letzten Kindsgeburt. Die Patenschaften unter den Nachfahren beseitigten die letzten Zweifel. Bisher habe ich nur eine Mutter in meinen Datenbanken die deutlich über diese Altersgrenze liegt, und eine Erklärung dazu ist mir bisher nicht gelungen.
Es gibt dann aber auch andere Fälle, die dann meistens mit Zuordnungsproblemen bzw. schlechter Lesbarkeit im Kirchenbuch zu tun haben. Demnach also Fehler wie sie heute auch unter den Forschern auftreten können.
Die allermeisten Altersangaben waren sehr genau, insbesondere die auf Tag, Monat und oder Wochen. Wenn diese heute fehlerhaft erscheinen, dann ist meist eine fehlerhafte Zuordnung durch den Pastoren schuld, oder deren Lesefehler von Zahlen. Sehr oft sind auch auf den Kopien zwischen Jahr und Monat die Worte oder Symbole "weniger", "min" oder "-" kaum noch zu lesen, ja vielleicht sogar unbeabsichtigt einfach vergessen worden. Wenn es dann um +- ein Jahr geht, gehen viele Forscher von den heutigen Gegebenheiten aus. Wenn man also heute 57 Jahr wird ist man so lange 57 bis man seinen 58ten Geburtstag feiert. Wenn im Kirchenbuch die Altersangabe "im 57ten Jahr" erscheint, bedeutet das man seinen 56ten Geburtstag/Jahr vollendet hat und nun im 57ten Jahr ist. Man vergleiche auch mit der Uhr, um 8 Uhr sind 8 Stunden vergangen und man befindet sich 8:15 in der 9ten Stunde und man sagt daher auch viertelneun, halbneun oder dreiviertelneun.
Meine Erfahrung mit den altmärkischen Kirchenbüchern macht eins deutlich, die Pastoren fragten bei Tod oder Heirat nach den Geburtsscheinen bei ihren Kollegen nach. Geschätzt wurde meist nur dann, wenn die Personen aus sehr weiter Entfernung kamen, bzw. auch bei Hirten bei deren vielen Ortswechseln und den meist fehlenden Namen in den Einträgen eine Suche sicher zu aufwendig gewesen wäre.
Weitere Probleme ergeben sich aus der fehlerhaften Neubindung von Kirchenbüchern. In den vermeintlichen Jahrgängen zwischen 1648-1650 war eine Seite die sich mit Hilfe des Osterkalender nicht auf diese Jahrgänge datieren ließ. Hilfreich ist dann meistens, wenn zumindestens ein Eintrag auf der Seite steht welches Datum ein bestimmter Wochentag hatte. In diesem Fall war es etwas schwieriger, aber durch einige Einträge von benachbarten Pastoren ließ sich die falsche Seite auf 1635 datieren. Das war aber kein Einzelfall, denn auf 1672 folgte 1693, auf 1686 folgte 1681, und dann zwischen 1687 und 1688 wieder 1680/1, zwischen 1714-1715 war 1694, nach 1715 folgte wieder 1695. Für solche Fälle habe ich den Osterkalender in einer Excel-Datei vorhanden und kann so herausfinden welche Jahrgänge für einen bestimmten Tag nur in Frage kommen können.
In meiner letzten OFB-Auswertung des KB St. Georg/Perver gab es dann auch dieses Problem, wenn auch nur 1-2 Seiten davon betroffen waren. Schlimmer waren die um 1690 herum auftretenden fehlenden Vornamen bei den Taufen und Toten. Einiges konnte ich bisher aber doch schon zusammenführen, natürlich sind Fehlermöglichkeiten dennoch gegeben. Insbesondere fielen mir zwei neue Arten von Kircheneinträgen auf, die Spielraum für weitere Überlegungen geben. Zum einen war es das Wort "berichtet" also im Sinne von "Sterbesakramente", die Beerdigung folgte einige Tage später, in einem anderen Fall Wochen später.
Zum anderen wurde der Kirchgang der Sechswöchnerin beschrieben wie folgt:
"ihren Kirchgang gehalten, des Tauffens ist vergessen" oder
"den 13.8. ging zur Kirche, welche den 10 July einen Sohn geboren"

 

Alias-Namen

Weiterhin werden die SCHULTZE in diesem Kirchenbuch wie folgt unterschieden:
Lütke Hans, Lütke Jochim, Kleine Jochim, der Kleine, von Hagen, der Schwarze, auf Ujen Hoff, auf Peckers Hoff u.a.. Wobei bei einigen Hans oder Jochim, bisher noch nicht eindeutig ist ob es sich dabei auch um den Familiennamen handelt oder doch eher um den Vornamen eines SCHULTZE. Sicher ist das HANS und JOCHIM auch als Familienamen auftreten.

 

In einigen Kirchenbüchern werden den häufig vorkommenden Namen wie SCHULTZE, MÜLLER, SCHMIDT u.a. ein "NIE(NEU)" vorangestellt. In anderen werden Altersbezeichnungen wie Sen., Jun. oder der ältere etc. so lange benutzt, wie 2 gleichnamige Personen mit Vor- und Nachnamen vorhanden sind.

 

Generation verschluckt

Laut einer Veröffentlichung von Ernst Görges hatte Hans Schultze *11.6.1670 Wüllmersen um 1711 den Pfarrhof in Drebenstedt übernommen. Er soll das 10. Kind des Dorfschulzen und seiner Frau Ilse Möller in Wüllmersen gewesen sein. Im folgenden erhalten die verschiedenen Hans eine Zahl zur Unterscheidung angehängt um die Sachlage besser zu verdeutlichen.

 

Der Dorfschulze in Wüllmersen Hans I. Schultze heiratet 1631 Ilse Lütkemann und bekommt mir ihr folgende Kinder:

  1. *1632 Anna Schultze
  2. *+1634 Sohn totgeb.
  3. *1635 +1638 Hans II. Schultze

1636 verstirbt Hans I. Schultze, worauf die Witwe Ilse Lütkemann 1637 Hans III. Schultze aus Masel heiratet, Kinder:

  1. *1638 +1638 Albrecht
  2. *1641 +1641 Ilse
  3. *1643 Catharina

Im März 1643 verstirbt Ilse Lütkemann, woraufhin der Witwer Hans III. Schultze am 15.11.1643 die Ilse Möller aus Peckensen heiratet. Von hier ab sollte nun die Zählung der Kinder starten, von 1644 bis 1670 zum 10. Kind. Da 1674 auch noch Drillinge geboren werden, hätte die Geburtsspanne der Ilse Möller 30 Jahre betragen, was nicht ausgeschlossen ist aber meiner Meinung nach sehr unwahrscheinlich. Aber aus den weiteren Belegen wird es ja auch noch deutlich.

Kinder aus dieser Ehe:

  1. *1644 Dorothea
  2. *1647 Jochim
  3. *1649 Margaretha
  4. *1652 Andreas
  5. *1655 Maria

Am 20.7.1655 wird in Wüllmersen Hans Schultze begraben, mit hoher Wahrscheinlichkeit handelt es sich hierbei um Hans III. Schultze, seine Frau Ilse Möller verstirbt vermutlich 1687.

Am 7.12.1658 heiratet Hans IV. Schultze, seel. Jochim Schultze aus Drebenstedt Sohn, die Anna(*1632) Schultze des seel. Hans I. Schultze in Wüllmersen Tochter, Kinder aus dieser Ehe:

  1. *1659 Jochim                                                                                                                                                                Da die Vererbung des Schulzen-Hofes über die Tochter Anna kam, ist dieser Jochim übrigens eher als Erbschulze zu sehen, wie der von 1647. Interessant ist der Taufeintrag von 1659 aber auch hinsichtlich des Taufpaten Jochim Schultze Ackermann in Emmen/Kr. Gifhorn und als “sein Bruder” genannt, und Jochim Straßenburg “sein Schwager” genannt aus Groß Gischau welcher 1657 in Groß Gischau die Ilse Schultze aus Drebenstedt heiratet.
  2. *1662 Catharina
  3. *1664 Dietrich
  4. *1667 Ilse
  5. *11.6.1670 Hans V. also tatsächlich das 5. Kind vom Hans IV.
  6. *+11.6.1670 Tochter totgeb.
  7. *1674 Andreas
  8. *1674 Steffen
  9. *1674 Maria

Insgesamt wurden auf dem Schulzen-Hof in Wüllmersen in 32 Jahren 20 Kinder geboren, in allen Fällen war meist nur der Vater angegeben zum Teil auch nur dessen Stand. Das verdeutlicht wie kompliziert die Recherche dazu ist und sie ist auch noch nicht beendet, denn der Verbleib vom Hans IV. und seiner 2. Frau(Anklage Hexerei) wäre noch zu klären.

 

Hans V. Schultze heiratet 1703 in Wüllmersen die Catharina Jacobs aus Bornsen und verbringt die ersten Jahre bis 1711 in Bornsen u.a. als Schäfer. Beim 2. Kind Andreas *1706 sind als Paten Matthies Schultze Ackermann in Radenbeck und Güntzel Schultze Ackermann in Schneflingen zugegen. Schaut man nun in Radenbeck wird deutlich das der Matthias aus Emmen stammt und 1701 nach Radenbeck heiratet. Beim Güntzel wird es erst auf den 2. Blick deutlich. 1682 heiratet Hans Schultze in Schneflingen die Ursula Schultze aus Emmen, welche wiederum 1696 den Güntzel Kahle heiratet.

 

Kummert oder Schultze, Schulzen Sohn, später Häusler und dann Kuhhirte?

Bei der Verarbeitung von Daten zu einem OFB hat man am Ende verschiedene Daten die sich nicht so einfach verknüpfen lassen und dann sucht man an anderen Orten nach Ergänzungen bzw. den Datensatz der alles zusammenführt. Auch wenn nachfolgendes Beispiel noch nicht eindeutig belegt ist, möchte ich es kurz vorstellen:

Hans Kummert des Schulzen Sohn bekommt in Drebenstedt 4 Kinder:

  1. Joachim Kummert *1680
  2. Tochter Schultze *1683
  3. Jürgen Kummert *1685
  4. Catharina Schultze *1687

Danach sind erstmal keine weiteren Belege im OFB Mehmke zu finden. 1692 taucht im OFB Jübar ein Hans Schultze mit seinem totgeborenen Kind auf. 1689/90 gab es in Jübar eine Vacantz und somit fehlende Taufen, woraus eventuell eine Übersiedlung nach Jübar hervorginge. Der Häusler in Jübar Hans Schultze hatte folgende Kinder:

  1. Hans Adam Schultze *1695
  2. Baltzer Schultze *1697
  3. Johann Dietrich Schultze *1698

Interessant ist hier als Pate ein Hans Kummert aus Drebenstedt. Dann taucht um 1710 in Drebenstedt wieder ein Kuhhirte Hans Kummert auf, seine Kinder:

  1. Johann Dietrich Kummert +1710
  2. Hans Adam Kummert oo1727 mit Margaretha Dorothea Buße

Hatte sich der Nachname Kummert wieder durchgesetzt!? Auch der Hans Kummert ist nicht unter den

Kindern des Schulzen Jochim Kummert in Drebenstedt zu finden, am ehesten könnte er mit Heinrich *1651 identisch sein, da dessen 1. Taufpate ein Hans ist und ein Heinrich später nicht zu finden ist.

 

 

Gerien wird zu Serien

Am 13.2.1772 verstirbt in Groß Gischau “Helena Catharina Serien aus Siedenlangenbeck gebürtig, des Schulmeister Schlootens Mutter … alt 67 Jahr 10 Monat”

Diese ist im Februar 1705 als Tochter von Hans Grien und Anna Lüthe geboren:

Magdalena Catharina Grien *2.1705 ~3.2.1705 Siedenlangenbeck

Die Altersangabe also eher auf 10 Tage zum Taufdatum gerechnet. Ihr wird am 27.4.1735 in Siedenlangenbeck ein in Unehren mit Stoffel Schlot aus Chüttlitz gezeugter Sohn Christoph Erdmann getauft. Dieser ist der spätere Schulmeister in Groß Gischau. Als Pate interessant ist Hans Jürgen Wernike Ackermann in Püggen. Die Magdalena Catharina Grien ist dann auch Patin in Püggen.

 

Im KB Kuhfelde 1598-1737 wird in Siedenlangenbeck der Name immer Grien bzw. einige Varianten geschrieben, erst ab 1738 taucht der Name Serien mit Varianten auf. Auch im KB Stapen taucht der Name Grien auf, welche auch aus Siedenlangenbeck stammen.

In Püggen heiratet der Vater des oben erwähnten Hans Jürgen, Hans Wernike 1701 die Catharina Dorothea Gerihn oder Serihn, wobei der Name sehr undeutlich ist. Im ersten Taufeintrag dieses Paars 1703 wird es nicht viel besser, der 1. Buchstabe aber eindeutig ein “S”, als Pate andererseits aber auch eindeutig ein Andreß Griens. 1706 ist der Name der Mutter eindeutig “Cathrin Dorthe Serins”, aber auch hier wieder ein Pate Dietrich Grien. Die Vornamen Andreas und Dietrich tauchen in Siedenlangenbeck

nicht auf.

Auch sonst sind alle Varianten kaum in meinen verschiedenen Heiratsauswertungen enthalten, so das mir nicht schlüssig ist wie es zur Namensänderung Gerien zu Serien gekommen ist. Ob es der Name Schwerin ist, zumindest der Name der 1. Frau des Wernike und wohl auch Hoferbin in Püggen lautete so.

 

Zu den OFB Jübar, Hilmsen und Mehmke wurden in den verschiedenen Auswertungen alle Vorkommen von Hirten und Schäfern vor 1815 in eine Datei mit 1733 Datensätzen zusammengeführt, die dann neben verschiedenen Sortierungen wie Name oder Ort auch eine Chronologische enthält. Ziel ist es hierbei auch den vielen Namenlosen Hirten und Schäfern auf die Spur zu kommen und deren Beschäftigungszeiträume einzugrenzen.

Beispiel dazu:

Am 16.2.1717 wird in Drebenstedt Catharina Borchert des Schäfers Jürgen Gätke Frau beerdigt. Das ist namentlich die einzigste Fundstelle im KB Mehmke für den Schäfer als auch den Namen Gätke. Im KB Jübar taucht dieses Paar 1683 und 1687 in Hanum auf, dann erstmalig 1688 schon in Drebenstedt wohnend. Weiterhin wird er dann 1691, 1701 und 1707 als Schäfer in Drebenstedt erwähnt. Der letzte bekannte Schäfer in Drebenstedt hieß Hans Kort 1680. Im Jahre 1690 wird dem Schäfer N. N. in Drebenstedt ein Sohn Heinrich geboren. Nun wäre nur noch fraglich warum im Kontributionskataster der LR SAW 1684-93 in Drebenstedt der Schäfer Jürgen Geercke genannt ist, was ich allerdings für einen der häufigen Übertragungsfehler in diesem Kataster halte.

Um 1724 heiratet in Jübar ein Heinrich Gädecke, dessen Herkunft unbekannt ist, auf Grund einiger Patenvergleiche nehme ich aber an das es sich um den Heinrich *1690 in Drebenstedt handeln könnte. 

 

SCHULTZE vs. SCHULTZE

Am 25.12.1739 wird Hans Jürgen SCHULTZE in (Sieden-)Grieben eine Tochter Catharina Maria geboren und am 31.12.1739 getauft. Die Paten:

  1. Maria SCHULTZEn verehlichte SCHULTZE in Audorf
  2. Dorothea Sophia SCHULTZEn verehlichte SCHULTZE in Hohentramm
  3. Maria SCHULTZE verehlichte SCHULTZE
  4. Johann Carl SCHULTZE in Immekath
  5. Erdmann SCHULTZE daselbst
  6. Asmus JÄGER

Diese Patenanhäufung von SCHULTZE`s war erstmal erdrückend. Interessant war dieser Eintrag für mich erstmal nur wegen des Johann Carl aus Immekath, meinem Vorfahren. Also den Heiratseintrag herausgesucht, welcher auch relativ leicht zu finden war. Dieser lautet:

"1738 Grieben, Hans Jürgen SCHULTZE und Catharina SCHULTZEn daselbst sind copuliret den 30. Dezember."
Soweit so gut, kein Hinweis auf Witwe/r und die Heirat im Dezember, was auch nicht unbedingt darauf hindeutet.
Also die Sterbeeinträge des Paares gesucht, Hans Jürgen verstirbt am 27.7.1767 in Siedengrieben als Ackermann und 57 Jahre alt, was eine Geburt um 1710 ergibt. Diese Daten paßten sehr gut zu einem Bruder meines Vorfahren Johann Carl in Immekath. Die Catharina SCHULTZE verstirbt am 20.12.1775 im Alter von 66 J 7 M 15 T, ergibt etwa den 5.5.1709 als Geburtsdatum.
Also dachte ich der Hans Jürgen hätte in den Hof der Catharina SCHULTZE eingeheiratet und schaute im KB Beetzendorf nach entsprechenden Taufen. Am 25.5.1709 wird in Käcklitz eine Catharina als Jürgen SCHULTZEn Tochter geboren. Anderer Geburtsort und 20 Tage später gehen ja noch, aber gleichzeitig stand im Eintrag ein Kreuz mit der Jahreszahl 1726. Irgendwas stimmte hier nicht, es mußten weitere Paten verglichen werden und zusätzlich geschaut werden ob da nicht doch ein Ehepartner kurz vor der Heirat verstorben war. Überraschung! Es fand sich der Ackermann Jochim SCHULTZE der am 3.6.1738 in Siedengrieben 45 J alt verstirbt.
Dessen 2. Heirat "1730 Grieben, den 1 p. Trin. sind zur Ehe proclamirt Jochim SCHULTZE ein Witwer und Jungfer Catharina SCHULTZEn aus Hohentramm und den 28ten ejusdem zu Grieben copuliret."
Aha, in Hohentramm nachgeschaut findet sich dort dann eine am 4.5.1709 geborene Catharina als Jochim SCHULTZE Tochter.
Überraschung die 2te! Die 1. Heirat des Witwer "1723, Grieben den 9ten November ist Jochim SCHULTZE Ackersmann mit Jungfer Anna Maria SCHULTZEn aus Immekath copuliret."

Ihre Mutter heißt dann leider nur Anna RIESEBERG die in 1. Ehe mit Hans SCHULTZE alias KÖTER verheiratet war, in 2. Ehe aber mit Jürgen SCHULTZE gebürtig aus Köbbelitz. Aus dieser Ehe gehen die beiden oben genannten Brüder Hans Jürgen und Johann Carl hervor.
Um die Familienverhältnisse abzurunden, Jochim SCHULTZE der Ackermann in Siedengrieben wird am 12.5.1693 als Sohn von Martin SCHULTZE und Margaretha THOMAß geboren.
Martin SCHULTZE ist aus Köbbelitz und Bruder des Jürgen, und heiratet 1691 in den Hof 5 in Siedengrieben ein.
Um es noch ein wenig bunter zu machen, heiratet der Ackermann in Audorf Hans Heinrich SCHULTZE in 2. Ehe 26.8.1739 die Maria SCHULTZE aus Hohentramm, bzw. in 3. Ehe die Witwe des Jochim SCHULTZE in Hohentramm. Beides Geschwister der oben genannten Catharina. Dessen Sohn aus 2. Ehe Andreas SCHULTZE heiratet 1776 in Audorf die Ilsabe Catharina SCHULTZE *30.5.1749 Siedengrieben, deren Eltern Hans Jürgen und Catharina.
Aber auch der vermeintliche Hoferbe auf dem Hof THOMAS, Jochim SCHULTZE *22.9.1735 bleibt der Tradition treu und heiratet am 22.1.1760 Erdmann SCHULTZEn Tochter Ilse Maria aus Siedengrieben.

Weitere SCHULTZE-Verwandtschaften sind nicht auszuschließen.
In diesem Zusammenhang muß auch erwähnt werden, daß die 2. Heirat des Martin SCHULTZE unter den Toten zu finden ist, und bei den Heiraten überhaupt nicht. Fehleinträge wurden ja sehr oft durchgekreuzt und dann an die richtige Stelle gebracht, in diesem Fall war der Eintrag aber wohl so unscheinbar "Martin SCHULTZE u. Il. FESE am 17.4.1713" das er nicht weiter auffiel.


Vorname wird zum Nachnamen
In Käcklitz werden am 22.10.1699 aufgeboten und am 9.11.1699 getraut „Jürgen SCHULTZE aus Siedenlangenbeck und Frau Ilse ZERNITZen Dietrich MATTHIES in Käcklitz sehl. Witwe“.
Am 20.10.1700 wird Jürgen SCHULTZE und Elisabeth STAMPEELs Dietrich PETERS Witwe aufgeboten und den 6.11. in Käcklitz copuliret.
Im Zeitraum 1698-1701 findet sich eigentlich nur ein zur Familie passender Sterbeeintrag:
„1699 Käcklitz Marie, Dietrich MATTHIES Kind stirbt den 9.7. und wird den 12.7. beerdigt aet: 3 Monat“. Diese wird durch den Taufeintrag auch bestätigt, also muß der Vater Dietrich im Juli noch lebend gewesen sein.
„1700 Käcklitz, Ilse Dietrich MATTHIES(PETERS gestrichen) sehl. Witwe, Tochter Ilse nat. 23.7. renat. 25 ejusdem.“

Also kann es sich bei dem 1. Heiratseintrag von 1699 nur um einen Fehleintrag handeln, in der Art das man diese Heirat in das alte Kirchenbuch einschrieb und andererseits auch einen richtigen Eintrag 1700 im neuen machte, fraglich wären nur die Unterschiede bei den Tagen. Wie es zur zeitweisen Benennung PETERS kam:
„1695 Käcklitz, Jochim PETERS, Kirchvater und Ackermann stirbt den 22. Feb. Und wird darauff Christl. Den 26. Ejusd. … bestattet aetat: 59 Jahr weniger 7 Tage“ Zurückgerechnet 29.2.1636
Am besagten Datum findet sich im Taufbuch ein Totgeborenes Kind wohl auch aus Käcklitz. Der nächste Eintrag lautet aber:
„Käcklitz, Peter MATTHIEß Sohn Jochim den 2. April geboren und den 7. April getauft“
Und am 15.10.1695 heiraten Dietrich PETERS und Elisabeth STAMPEL.


Käcklitz zum 2ten
Am 2.12.1698 wird Jürgen NEUSS in Käcklitz der Sohn Hans Heinrich geboren, die beiden ersten Taufpaten lauten „Hans BOCK von Wöpel Schulmeister zu Zethlingen und Heinrich PUCHE Junggeselle in Wallstawe“
Dieser Jürgen wird im Kirchenbuch mal Jochim nach seinem Vater und insbesondere bei seiner 3. Heirat Christian genannt, aber immer auch „Kirchvater“. Der Tod seiner 2. Frau Margaretha KLOPP ist ebenso wie einige andere ungeklärte Fälle im KB Beetzendorf nicht zu finden, und doch heiratet er am 12.1.1692 Dorothea, weil. Hans SCHULTZEn Ackermann in Leetze Tochter.
Am 3.6.1709 stirbt Jürgen NEUSS als Kirchvater im Alter von 59 Jahren.
Am 11.10.1709 heiratet Johann JACOBS die Dorothea SCHULTZE. Um das Sterbedatum bis zur Heirat der Witwe ist kein Kind zu finden, so daß eine Heirat der Witwe eher fraglich erscheint, und doch scheint alles bestens zu passen. Diese verstirbt als „Dorothea MÜLLERs Hannß JACOBs Frau“ den 2.3.1716 im Alter von 53 Jahren, ergibt *1663. Ihr Mann stirbt 1733 als Kirchvater.
Aber wie kommt es nun zum Namen MÜLLER? Zunächst einmal wird in Zethlingen um 1693-1702 ein Heinrich BOCK als Küster genannt. Schaut man im KB Kuhfelde findet man am 6.6.1679 die Heirat in Leetze zwischen Heinrich BOCK und Ilse SCHULTZE, aber auch keine weiteren Kinder. Denn diese sind ab 1679 in Wallstawe zu finden und die 1. Geburt dort verdeutlicht die Zusammenhänge: „Wallstawe, den 24 October ist dem Schneider Heinrich BOCKen von seiner Frauen Ilse, Hansen MÖLLERn zu Leetze Tochter, welche er der Schneider zuvor beschlaffen, eine Tochter gebohren…“
Um es ein wenig abzukürzen, Jürgen NEUSS Frau Dorothea SCHULTZE wird am 4.1.1663 in Leetze unter den Namen MÖLLER getauft. Obwohl sie in Käcklitz ausschließlich SCHULTZE genannt wird, wurde zum Sterbedatum eine Art Geburtsbrief vom Pastor in Kuhfelde ausgestellt, und da der Name hierin „MÜLLER“ lautete auch so in Beetzendorf eingetragen. Die Ilse wurde ebenso am 30.1.1659 in Leetze getauft. Im nächsten Kirchenbuch findet man dann diverse Personen „SCHULTZE sonst MÜLLER“. Am 23.2.1670 wird in Leetze Hans SCHULTZEn Frau Anna ROLAPP begraben. In Wallstawe heiratet 1656 Hans PUCHE die Ilsabe ROLAPP von Leetze, mithin sind diese beiden als Schwestern zu sehen, denn die Anna erscheint in Wallstawe als Patin „Anna ROLAPP, Hans SCHULTZEn oder MÜLLER Hausfrau in Leetze“
Die Probleme bei der Forschung werden deutlich:

  1. falsche Vornamen
  2. sich ändernde Nachnamen
  3. fehlende Standesangaben in den Heiratseinträgen

Was mir nun noch auffällt, wie schon so häufig ergeben auch weitere Heiraten bei tieferer Betrachtung Sinn. Der Johann JACOBS könnte aus Audorf stammen seine Mutter wäre dann wieder eine ROLAPP aus Leetze. Nach dem Tod der Dorothea SCHULTZE sonst MÜLLER heiratet er eine Maria JÄGER *1672 +1744. Würde auch Sinn machen, denn zwischen JÄGER und JACOBS gab es mehrere Verbindungen.